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Mit zwei einfachen Tools Selbst- und Zeitmanagement effektiv in den Arbeitsalltag integrieren

17. Februar 2025

Mit zwei einfachen Tools Selbst- und Zeitmanagement effektiv in den Arbeitsalltag integrieren

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“Hey, Guten Morgen! Wie war Dein Wochenende? Schön? Prima – Hast Du kurz fünf Minuten für mich? …”. Montagmorgen und kaum hat man die Bürotür aufgemacht und seine Jacke aufgehängt, hat sich die eigene To-do-Liste schon beträchtlich verlängert. Mit Sicherheit stimmen Sie mir zu, wenn ich den Eindruck teile, dass unsere Arbeitswelt einfach immer schnelllebiger wird und immer mehr Aufgaben mit immer knapperen Zeitbudgets bewältigt werden wollen. Man wünschte sich mit Blick auf die eigene Produktivität eine Art “magische To-do-Liste” herbei, die Aufgaben automatisch sammelt und priorisiert.

Mit Blick in die arbeitspsychologische Forschung zeigt sich, dass es so eine “magische To-do-Liste” (noch nicht) gibt. Was es aber durchaus gibt sind clevere Tricks, die uns dabei helfen, unsere Zeit sinnvoll einzuteilen, um Aufgaben effektiv in kurzer Zeit zu erledigen und so in unserer hochgetakteten Arbeitswelt Schritt zu halten. In diesem Blogartikel möchte ich Ihnen zwei einfache, aber wirksame Techniken des Selbst- und Zeitmanagement vorstellen, die Ihnen in der Strukturierung Ihres Arbeitsalltags einen echten Mehrwert bringen können.

Verhalten steuern und der Zeit einen Schritt voraus sein

Was bedeuten nun die Begriffe “Selbstmanagement” und “Zeitmanagement”? Selbstmanagement beschreibt die Fähigkeit, das eigene Verhalten aktiv zu steuern. Es geht darum, die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Emotionen zu behalten, um effizient und fokussiert zu bleiben und eigene Ziele zu erreichen. Dabei spielt der Umgang mit Hürden oder Widerständen eine wichtige Rolle: Nach einer schlaflosen Nacht und einem anstrengenden Arbeitsweg gelingt es Ihnen, zwei unangenehme Aufgaben zu erledigen, die Sie lange aufgeschoben und für genau diesen Tag geplant haben? Dann waren Sie in Ihrem Selbstmanagement wohl erfolgreich!

Wichtig: Selbstmanagement bezieht sich auf Dinge, die wir selbst beeinflussen können – zum Beispiel, ein Ziel zu erreichen, das wir dringend angehen wollen. Oft liegt der Schlüssel darin, Ressourcen zu erschließen und mit den eigenen Fähigkeiten zu einer Lösung zu finden. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, in denen unser Spielraum begrenzt ist, etwa bei engen Deadlines. In solchen Fällen hilft es, den Fokus auf das Zeitmanagement zu legen und Wege zu finden, innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen bestmöglich zurechtzukommen.

Beim Zeitmanagement geht es darum, mehrere Ziele innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens zu erreichen. Es ist der Versuch, die verfügbare Zeit so sinnvoll und effizient wie möglich zu nutzen. Doch was bedeutet hier „effizient“? Für den einen bedeutet es, den Arbeitstag mit einer klaren Struktur zu füllen; für den anderen heißt es, spontane Pausen und kreative Freiräume zuzulassen, um neue Ideen entstehen zu lassen. Effizienz ist also nicht in Stein gemeißelt, sondern hängt vom Kontext und persönlichen Zielen ab. Das sollten wir beim Zeitmanagement immer berücksichtigen.

Und damit kommen wir zurück zur „magischen To-do-Liste“. Zeit- und Selbstmanagement funktionieren nicht auf magische Weise. Wir müssen uns mit Techniken und Strategien auseinandersetzen und selbst herausfinden, welche Ansätze gut zu uns und unserem Arbeitsalltag passen.

Die Bedeutung von Zeitmanagement in der modernen Arbeitswelt

Wie hilft uns Zeitmanagement? Wir sind ständig von einer großen Menge an Informationen umgeben. Diese Datenflut kann schnell zu einem Überforderungsgefühl führen – unsere Leistung nimmt entsprechend ab, unser Stressempfinden steigt, und unsere Gesundheit sowie Zufriedenheit leiden darunter. Für mehr Infos zum Thema “Informationsüberflutung” kann ich Ihnen Folge #29 in unserem Podcast “New Work Meets Science” ans Herz legen. Doch soviel vorab: Wir sind der Flut an Informationen und Aufgaben nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt wirksame Strategien, die uns helfen können, unsere Zeit effizient zu nutzen und Überforderung zu vermeiden. Wichtig ist dabei, dass man das für sich passende System findet – denn jeder arbeitet und denkt anders.

Eine für mich besonders bewährte Methode, die Sie auch ausprobieren können, ist die ALPEN-Methode.

Der Name steht für fünf einfache Schritte:

A = Aufgaben aufschreiben: Schreiben Sie alle Aufgaben auf, die Sie an diesem Tag erledigen möchten. Das hilft Ihnen, den Überblick zu behalten und nichts zu vergessen.

L = Länge der einzelnen Aufgaben schätzen: Schätzen Sie, wie lange Sie für jede Aufgabe brauchen werden. Diese Einschätzung hilft Ihnen, realistische Erwartungen an Ihren Tag zu setzen und Prioritäten zu erkennen.

P = Pufferzeiten einplanen: Planen Sie Zeitpuffer für unerwartete Ereignisse oder Verzögerungen ein. Das reduziert den Stress, falls mal etwas länger dauert als erwartet.

E = Entscheidungen über Prioritäten treffen: Priorisieren Sie Ihre Aufgaben und entscheiden Sie, welche am wichtigsten sind. Welche Aufgaben müssen unbedingt heute erledigt werden, und welche können warten oder delegiert werden?

N = Nachkontrolle: Am Ende des Tages sollten Sie überprüfen, was Sie erreicht haben und was noch offen ist. So können Sie die Planung für den nächsten Tag besser gestalten, sich kontinuierlich verbessern und sich stolz und ruhig auf den Feierabend freuen.

Die Bedeutung von Selbstmanagement in der modernen Arbeitswelt

Zahlreiche Studien (Eine Auswahl s.u.) zeigen, dass die Anwendung von Selbstmanagement-Techniken langfristig Stress und Ängste im Arbeitsalltag reduziert. Gleichzeitig wird die intrinsische Motivation von Beschäftigten gesteigert, Wohlbefinden verbessert und die berufliche Leistung erhöht.

Wichtig zu wissen: Selbstmanagement ist keine reine Willenssache. Es gibt auch hier bewährte Strategien und Methoden, die dabei helfen, Ziele konsequenter zu verfolgen. Die Kunst liegt darin, das passende Tool zu finden, das den eigenen Alltag optimal unterstützt.

Eine für mich besonders wirkungsvolle Strategie, die Sie auch ausprobieren können, ist das Einbinden des sozialen Netzwerks.

Warum funktioniert das? Ganz einfach, es schafft Verbindlichkeit. Plötzlich müssen Sie Ihren Fortschritt oder Nicht-Fortschritt nicht mehr nur vor sich selbst rechtfertigen, sondern auch vor Kollegen oder Freunden. So entsteht ein positiver sozialer Druck, der dafür sorgt, dass Sie eher an der Aufgabe dranbleiben und sie nicht aufschieben. Gehen Sie also folgendermaßen vor:

Erzählen Sie von Aufgaben: Sprechen Sie mit Kollegen oder Freunden darüber, was Sie erreichen möchten. Legen Sie den Fokus auf das Positive, sprechen Sie davon, was sich alles zum Guten verändern wird, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben. Allein das Aussprechen kann dazu führen, dass Sie mit mehr Motivation und Fokussiertheit am Ball bleiben. Gleichzeitig können Kollegen und Freunde unterstützen, wenn Sie sich mit Problemen konfrontiert sehen und wichtige Ressourcen zur Verfügung stellen.

Arbeiten Sie parallel: Setzen Sie sich mit jemandem zusammen, der ebenfalls an einer Aufgabe arbeitet – sei es im Büro oder im Homeoffice per Video-Call. Soziale Eingebundenheit ist ein menschliches Grundbedürfnis – Es arbeitet sich oft besser unter Gleichgesinnten. Durch gemeinsames Arbeiten und gelegentlichen Austausch können Sie und Ihre Kollegen sich gegenseitig helfen, Aufgaben konsequent zu Ende zu bringen und Ziele zu erreichen.

Erledigen Sie Aufgaben gemeinsam: Gehen Sie bei Bedarf über das parallele Arbeiten an verschiedenen Aufgaben hinaus: Erledigen Sie Aufgaben gemeinsam! In einfachen, repetitiven Tätigkeiten hilft uns das soziale Miteinander, nicht die Motivation zu verlieren. In komplexen, diffusen Aufgaben können Sie sich in kreativen Ideen und auch in inhaltlichem Wissen gewinnbringend ergänzen.

Zeit- und Selbstmanagement souverän anwenden lernen

Lernen Sie, die richtigen Selbst- und Zeitmanagementtechniken zu finden und souverän in Ihren Arbeitsalltag zu integrieren: Im BlackBox/Open Selbst- und Zeitmanagementtraining finden Sie Ihre ganz persönliche “magische To-do-Liste”! Entwickeln Sie unter kompetenter fachlicher Anleitung erfolgswirksame psychologische Kompetenzen, erkennen Sie Ihre Stärken und lernen Sie die richtigen Methoden kennen, um in unserer schnellebigen Arbeitswelt langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben!

Literatur

Frayne, C. A., & Geringer, J. M. (2000). Self-management training for improving job performance: A field experiment involving salespeople. Journal of applied psychology85(3), 361.

Frayne, C. A., & Latham, G. P. (1987). Application of social learning theory to employee self-management of attendance. Journal of applied psychology72(3), 387.

Graf, B., & Antoni, C. H. (2023). Drowning in the flood of information: a meta-analysis on the relation between information overload, behaviour, experience, and health and moderating factors. European Journal of Work and Organizational Psychology32(2), 173-198.

Kleinmann, M., & König, C. J. (2018). Selbst-und Zeitmanagement (Vol. 38). Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.

Weisweiler, S., Dirscherl, B. & Braumandl, I. (2013). Zeit- und Selbstmanagement. Ein Trainingsmanual – Module, Methoden, Materialien für Training und Coaching. Arbeitsmaterialien im Web. Berlin: Springer.

Gibt es ein Patentrezept zur Erholung?

12. Juli 2024

Gibt es ein Patentrezept zur Erholung?

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Im Job erfüllt, aber in der Freizeit kaputt?

Ihr erlebt durch euren Job Erfüllung, seid motiviert bei der Sache und habt das Gefühl, eure Zeit mit etwas Sinnvollem zu verbringen? Prima! Erfüllung im Job macht uns zufrieden und glücklich. Aber Vorsicht: Unsere Arbeit, so viel sie uns auch geben mag, verlangt einen Ressourceneinsatz von uns: wir setzen unsere Zeit, unsere Energie, die Fähigkeit, unsere Emotionen zu regulieren und auch unsere physiologischen Kapazitäten ein, um unsere Aufgaben zu erfüllen. Und gerade diejenigen, die im Job hohe Anforderungen erleben und vielleicht gerade deshalb mit viel Einsatz und Leidenschaft bei der Sache sind, tun sich nach der Arbeit in der Regel schwer, ihren leeren Ressourcentank wieder aufzufüllen (z.B. Sonnentag, 2018).

Persönliche Ressourcen zu regenerieren bedeutet, sich zu erholen. Erholungsprozesse sind zentral für unser persönliches funktionieren, und ein Mangel an ordentlicher Erholung über längere Zeit sagt unter anderem Burnout-Symptome und geringere Lebenszufriedenheit vorher (Sonnentag & Fritz, 2014). Nur, wie funktioniert Erholung am besten?

Nicht das „Was?“ zählt, sondern das „Wie“

Soviel vorab: Es gibt kein Patentrezept zur Erholung, sorry. Das liegt daran, dass in der arbeitspsychologischen Forschung immer klarer wird, dass nicht die konkrete Aktivität zählt, mit der wir unseren Feierabend oder unser Wochenende füllen, sondern die psychologische Erfahrung, die wir dabei machen. Von diesen „psychologischen Erfahrungen“ gibt es vier Stück:

  • Abschalten: Wann habt ihr es zuletzt geschafft, euch mental vollkommen von der Arbeit loszulösen? Am Feierabend nicht mehr an Probleme, Konflikte & Co. am Arbeitsplatz zurückzudenken, sondern euch ganz auf eure Freizeit zu fokussieren? Genau das ist mit dem Begriff „Abschalten“ (e. „Detachment“) gemeint. Aber das ist oft leichter gesagt als getan. Eine Möglichkeit, sich gedanklich besser abzugrenzen kann es sein, den Arbeitstag mit einem kleinen, wiederkehrenden Ritual abzuschließen und so einen bewussten Übergang zwischen Arbeit und Freizeit zu schaffen.

An diesem Beispiel lässt sich auch gut der obige Punkt illustrieren, dass eben nicht die konkrete Aktivität am Feierabend zählt, sondern unsere psychologische Erfahrung dabei. Dem einen hilft es vielleicht beim Abschalten, eine Runde Laufen zu gehen und den Kopf frei zu kriegen. Der nächste schaltet in der gemeinsamen Zeit mit Familie und Kindern ab. Hier ist ein Stück weit natürlich „Trial and Error“ gefragt, aber an erster Stelle auch ein Bewusstwerden über die eigene Freizeitgestaltung. Nehmt euch also ruhig mal kurz Zeit, um kurz brainzustormen: Welche Aktivitäten, denen ihr in eurer Freizeit nachgeht, ermöglichen es euch besonders gut, von der Arbeit abzuschalten?

Ihr habt einige Ideen gesammelt? Prima, dann wäre der nächste Schritt, die gefunden Aktivitäten wie ein kleines Ritual in die eigene Freizeit einzubauen.

Aber ich bin euch noch die übrigen drei psychologischen Erholungserfahrungen schuldig. Bitte schön:

  • Entspannung: „Entspannung“ lässt sich am besten auf einer physiologischen Ebene beschreiben. Sind wir entspannt, ist unser sympathisches Nervensystem weitgehend inaktiv. Unsere Herzrate sinkt, unser Körper kommt zur Ruhe. Auch hier gilt: Dieser Zustand kann auf ganz verschiedenen Wegen herbeigeführt werden. Für den einen vielleicht durch die Lektüre eines guten Buches, für den anderen eine kurze Meditation. 
  • Mastery: Der Begriff „Mastery“ lässt sich nur schwer einwandfrei ins deutsche übersetzen, meint aber das eigenverantwortliche Bewältigen von Herausforderungen. Dieses Bewältigen von Herausforderungen löst in uns ein Gefühl von Kompetenz und Selbstvertrauen aus. Dabei können die konkreten Ziele, die wir uns setzen, auch ganz bodenständig sein. Wichtig ist nur das Gefühl: „Hey, ich habe heute etwas Neues geschafft und mich dabei ein Stück weiterentwickelt!“.
  • Kontrolle: Abschalten, Entspannung, Mastery … schön und gut. Der Schlüssel, der uns überhaupt erst ermöglicht, diese Erfahrungen machen zu können, ist allerdings, dass wir soweit wie möglich selbst bestimmen können, wie wir unsere Freizeit gestalten. Fremdbestimmung ist quasi der Endgegner der Erholung. Wenn unsere Freizeitgestaltung wird durch äußere Zwänge, d.h. Termine, Fristen und lästige Aufgaben dominiert, werden wir es kaum schaffen, neue Ressourcen zu tanken! Diesen Zustand, ist er einmal eingetreten, wieder zu verändern, kann je nach individueller Lebenssituation natürlich schwer werden. Aber auch hier lohnt es sich, in kleinen Schritten zu denken. Vielleicht lässt sich ja doch auch irgendwo im Terminkalender eine kleine Insel für die Erholung freischaufeln?  Eure Gesundheit wird es euch danken 😉

Also lautet das Zauberwort „Trial and Error“?

In gewisser Weise ja. Aber wie gesagt, der Erholungswert einer Freizeitaktivität bemisst sich daran, inwieweit, die vier oben genannten Erholungserfahrungen durch die Aktivität erfüllt werden.

Zum Schluss noch ein kurzer Appell: Einen Blogartikel lesen, schön und gut. Wollt ihr aber wirklich eure Ressourcen stärken und eure Erholung verbessern, kommt ihr nicht umher, auch konkrete Vorsätze zu fassen. Stichwort: SMARTe Zielsetzung. Nehmt euch also kurz Zeit und setzt euch für die kommende Woche ein oder zwei niederschwellige Ziele für eure Erholung. Ich wünsche euch viel Erfolg 🙂

Weiterführende Literatur

Sonnentag, S., Cheng, B. H., & Parker, S. L. (2022). Recovery from work: Advancing the field toward the future. Annual Review of Organizational Psychology and Organizational Behavior, 9, 33–60. https://doi.org/10.1146/annurev-orgpsych-012420-091355

Sonnentag, S., & Fritz, C. (2015). Recovery from job stress: The stressor‐detachment model as an integrative framework. Journal of Organizational Behavior, 36(Suppl 1), S72–S103. https://doi.org/10.1002/job.1924

Psychologische Erste Hilfe: Gastbeitrag von Nord-Kurs

15. März 2024

Psychologische Erste Hilfe: Gastbeitrag von Nord-Kurs

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Wie funktioniert Psychologische Erste Hilfe am Arbeitsplatz im Ernstfall wirklich? Ein Gastbeitrag von Giulia Meyer und Nicole Wosni von Nord-Kurs (TÜV Nord) …

Wenn der Arbeitsplatz zur Gefahr wird

Angenommen, Sie gehen Ihrem Arbeitsalltag im Supermarkt nach und werden in einen Raubüberfall verwickelt. Welche Auswirkungen hat dieses potenziell traumatische Ereignis sowohl akut als auch dauerhaft auf Sie?
Am Arbeitsplatz kann es trotz des Arbeitsschutzgesetzes zu Situationen kommen, die eine physische oder psychische Bedrohung darstellen. Die Gesetzliche Unfallversicherung konnte in diesem Zusammenhang im Jahr 2022 insgesamt 16.049 Unfälle durch menschliche Gewalt, Angriff, Bedrohung oder Überraschung in Deutschland feststellen, dabei fünf Unfälle mit tödlichem Ausgang.

Erleben unsere Kolleg:innen oder wir selbst ein potentiell traumatisches Ereignis, bedeutet dies im ersten Moment einen zentralen Eingriff in das bisherige Leben. Betroffene sind mit dem Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust konfrontiert. Oft werden Beziehungen zu anderen Menschen und auch das eigene Selbstbild hinterfragt, bis zu dem Punkt, an dem ein kompletter Lebensentwurf ins Wanken gerät.

Gefahren vorbeugen und im Akutfall helfen

Sofern im Unternehmen trotz Schutzvorkehrungen ein Notfall eintritt, können unterschiedliche Maßnahmen dabei unterstützen, betroffene Personen abzufangen und zu stabilisieren. Denn verarbeiten wir das Erlebte nicht angemessen, sind chronische Symptombildungen und Persönlichkeitsveränderungen nicht ausgeschlossen. Durch unzureichend verarbeitete traumatische Ereignisse kann es zu einer Traumafolgestörungen, wie beispielsweise einer posttraumatischen Belastungsstörung, kommen. Die Auswirkungen derartiger Ereignisse können somit zu langen Fehlzeiten, bis hin zur vollständigen Berufsunfähigkeit führen. Daher ist das Ziel jeglicher Maßnahmen im Rahmen eines potentiell traumatischen Ereignisses die Begleitung des psychischen Verarbeitungsprozesses von Anfang an.

Die unmittelbare Hilfe durch psychologische Erstbetreuer:innen

Schnelle Hilfe nach einschneidenden oder traumatischen Ereignissen ist wichtig, denn unmittelbar danach stehen Betroffene unter Schock. Über psychologische Erstbetreuer:innen im Betrieb erhalten Betroffene kollegiale Unterstützung durch speziell ausgebildete Mitarbeitende. Die psychologischen Erstbetreuer:innen fangen Betroffene unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis auf, indem sie emotionalen Beistand leisten und stabilisierende, sowie vorsorgende Hilfeleistungen anbieten. Durch Befähigung von Mitarbeitenden des eigenen Unternehmens kann diese wichtige Erstbetreuung nach stark belastenden Situationen rasch erfolgen. Wie im oben beschriebenen Beispiel eines Überfalls am Arbeitsplatz fungieren die psychologischen Erstbetreuuer:innen als erste Ansprechperson: Sie sind darin geschult ein Psychotrauma zu erkennen, können die Notfallpläne Ihres Betriebs umsetzen und sind zuständig für den unmittelbaren Gesprächsaufbau mit der betroffenen Person des Ereignisses.

Betreuung durch Notfallpsycholog:innen

Eine professionelle und weiterführende Betreuung findet im Anschluss an die psychologische Erstbetreuung durch Notfallpsycholog:innen statt. Bei der Umsetzung einer Akut-Intervention werden Sofortmaßnahmen der Notfallpsychologie genutzt, welche durch Krisenmanagement in erster Linie die kurzfristigen Folgen potentiell traumatisierender Ereignisse in den Fokus rücken. Wie der Name „Akut-Intervention“ schon verrät, ist das primäre Ziel die Minderung der akuten Belastungsreaktion. Darüber hinaus erfolgt in mehreren Einheiten die Erarbeitung von Bewältigungsmöglichkeiten sowie die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Durch das gezielte Ineinandergreifen der Konzepte der Ausbildung psychologischer Erstbetreuer:innen und der Akutintervention, kann eine ganzheitliche Versorgung der Betroffenen gewährleisten werden.

Für den Ernstfall vorbereitet sein mit Nord-Kurs

Es kann nicht jede Gefahr präventiv beseitigt werden. Sollte es demnach zu einem schweren Unfallereignis kommen, zählt die richtige Vorbereitung für eine adäquate Reaktion. Wir empfehlen daher eine mehrtägige Ausbildung psychologischer Erstbetreuer:innen, welche als Inhouse Schulung in Ihrem Unternehmen durchgeführt werden kann. Für die anschließende Versorgung der Betroffenen ist die Beauftragung von Notfall-Psycholog:innen und die Umsetzung einer Akut-Intervention durch Nord-Kurs möglich.

Literatur

Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung (2023). Psychologische Erstbetreuung: Akute Hilfe für die Psyche. Verfügbar unter: https://aug.dguv.de/gesundheitsschutz/psychologische-erstbetreuung/. [20.02.2024].

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV). (2023). Statistik Arbeitsunfallgeschehen 2022. Verfügbar unter: https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/4759 [13.02.2024].

Geschwend, G. (2011). Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie. Ein kurzes Handbuch für die Praxis 3., vollständig überarbeitete Auflage. Bern: Hans Huber.

Welche Maßnahmen zur Sicherung eines präventiven Arbeits- und Gesundheitsschutzes gibt es? (2023). Regionales Portal Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für Kleinbetriebe im Lande Bremen. Verfügbar unter: http://www.arbeitsschutz-kmu.de/5.htm [13.02.2024].

Was hat Gesundheit am Arbeitsplatz zu suchen?

01. März 2023

Was hat Gesundheit am Arbeitsplatz zu suchen?

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Eine Hand stützt einen Baum

New Work = New Stress? 

Die Arbeitswelt verändert sich weiterhin rasant. Selbst wenn wir noch nicht alle im Metaverse wandeln, empfinden viele Beschäftigte durch Megatrends wie Digitalisierung und Globalisierung eine erhöhte Arbeitsintensität, eine manchmal nicht zu bewältigend scheinende Informationsdichte und gestiegene Komplexität. Ein wichtiges Merkmal der neuen Arbeitswelt ist der für viele Beschäftigte erweiterte Handlungsspielraum: wir können an vielen Stellen freier als noch vor einigen Jahren entscheiden, zu welcher Zeit und von welchem Ort aus wir arbeiten möchten. Der verstärkte Einsatz agiler Methoden in selbstorganisierten Teams und vermehrtes Remote Working führen ebenso dazu, dass wir häufig auch freier darin sind zu entscheiden, wie genau wir Aufgaben erledigen. Diese Autonomie kann eine wichtige Ressource für Beschäftigte sein und zu Motivation und Wohlbefinden beitragen. Gleichzeitig können erweiterte Handlungsspielräume in Kombination mit gestiegener Komplexität und hohen Anforderungen an die individuelle Flexibilität für manche Beschäftigte auch überfordernd sein. Vor allem da wir einen großen Anteil unserer Lebenszeit mit Arbeit verbringen und die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben an vielen Stellen durchlässiger werden, sollten wir uns auch im Arbeitskontext mit der Frage beschäftigen, wie wir gesundheitsförderlich mit gestiegenen Anforderungen umgehen können.  

Bin ich als Führungskraft verantwortlich für die Gesundheit meiner Beschäftigten?  

Zum Einen haben wir natürlich alle selbst durch unser eigenes Handeln Einfluss auf unsere Gesundheit und können durch den Aufbau von Ressourcen gesundheitlichen Belastungen vorbeugen. Gleichzeitig zeigt die Forschung, dass hier Führung auch eine Rolle spielt und die Gesundheit von Beschäftigten beeinflussen kann (z.B. Franke & Felfe, 2011). Folgende Aspekte sind hier relevant:  

  • Führungskräfte dienen als Vorbild: Beschäftigte verhalten sich eher gesundheitsförderlich, wenn sie das auch bei ihren Führungskräften beobachten. Es ist also wirksamer, den Yogaraum im Büro auch selbst mal zu nutzen, in der Mittagspause einen Spaziergang zu machen oder Emails nicht mehr nach 18.00 Uhr zu beantworten, als dem Team nur zu sagen, sie sollten das doch bitte mal tun.  
  • Führungskräfte gestalten das Arbeitsumfeld: Durch die Gestaltung des Arbeitsplatzes (z.B. angemessene technische Ausstattung, Ergonomie) sowie der Arbeitsaufgaben (z.B. angemessenes Anforderungsniveau, Handlungsspielraum, Bedeutsamkeit der Aufgabe, Rollenklarheit) ihrer Beschäftigten haben Sie Einfluss darauf, ob das Arbeitsumfeld eher eine Belastung oder eine Ressource darstellt.   
  • Führungskräfte gestalten Beziehungen: Mitarbeiterorientiertes Führungsverhalten, das geprägt ist durch offene Kommunikation, Wertschätzung und Orientierung an den Bedürfnissen der Beschäftigten hat einen nachweislich positiven Effekt auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistung der Beschäftigten. Positive Führungsstile wie die transformationale Führung gehen mit geringerem Stresserleben der Beschäftigten einher, während destruktive Führungsverhaltensweisen zu gesundheitlichen Beschwerden und emotionaler Erschöpfung führen. 
  • Führungskräfte brauchen Ressourcen: Durch sogenannte Cross-Over-Effekte geben Führungskräfte häufig den eigenen Stress an ihre Beschäftigten weiter. Wenn Sie selbst auf dem Zahnfleisch gehen, werden Sie keine Energie haben, gesundheitsförderlich zu führen. Es ist also essenziell, sich als Führungskraft auch gut um die eigene Gesundheit zu kümmern.  

Wie gesundheitsförderlich führe ich mich und andere?  

Im sogenannten Health-oriented Leadership Modell (Franke & Felfe, 2011) werden die oben ausgeführten Zusammenhänge greifbar dargestellt.

Das „Fundament“ bildet die gesundheitsförderliche Selbstführung der Führungskraft („SelfCare“): Die eigene Gesundheit hat einen hohen Stellenwert, man hat ein gutes Gespür für die individuellen Stresssignale und tut aktiv etwas für die eigene Gesundheit. Wenn das zutrifft, beeinflusst das durch die Vorbildwirkung von Führungskräften schon direkt das gesundheitsförderliche Verhalten der Beschäftigten. Gleichzeitig erlaubt eine gute SelfCare es Führungskräften, ihre Mitarbeiter gesundheitsförderlich zu führen („StaffCare“), da sie selbst „gut aufgestellt“ sind, genug Ressourcen zur Verfügung haben, um ihren Beschäftigten Aufmerksamkeit zu schenken, positive Führungsverhaltensweisen zu zeigen und Energie in die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Arbeitsumfeldes zu investieren. All das trägt positiv zum Gesundheitszustand der Beschäftigten bei und verringert mentale und körperliche Beschwerden, emotionale Unausgeglichenheit und Präsentismus.  

Gesunde Führung mit BlackBox/Open  

Um die oben gestellte Frage zu beantworten: Gesundheit ist auch, aber nicht nur Privatsache und es liegt sowohl an jedem Einzelnen, als auch an Führungskräften, sich damit auseinanderzusetzen. Sollten Sie sich auf der individuellen Ebene vertieft mit der eigenen psychischen Widerstandskraft und dem Aufbau von Ressourcen auseinandersetzen wollen, empfehlen wir Ihnen unser Resilienztraining. Führungskräften, die sowohl ihre eigenen Ressourcen stärken (SelfCare) als auch Strategien gesundheitsförderlicher Mitarbeiterführung (StaffCare) kennenlernen möchten, legen wir unser Training Gesunde Führung ans Herz.  

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