02. Mai 2024
Der Talent Index: Interview mit Fabian Heim
Hinweis: Der folgende Beitrag erschien zuerst beim Netzwerk Industrie RuhrOst.
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Der Talent Index© als wissenschaftliche Grundlage von Kompetenzprofilen
Für die vier REGIO-Jobfamilien, die während der Projektlaufzeit bearbeitet werden, werden Kompetenzmodelle entwickelt, die für die Personalentwicklung genutzt werden können. Dabei greifen diese Modelle auf eine gut geeignete Grundlage zurück: Der Talent Index© basiert auf einer umfangreichen Forschung und wurde im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts an der University of Central Florida entwickelt.
In dieser Folge stellte Fabian Heim, Experte für die Software effecteev®, den Talent Index© näher vor. Er unterstützte das Projektteam bei der Entwicklung der Kompetenzmodelle für die REGIO-Jobfamilie Produktion und wird dies auch bei den weiteren REGIO-Jobfamilien übernehmen.
Der Talent Index© als leicht verständliches und verhaltensbasiertes Modell fußt auf einer umfassenden Checkliste von Beurteilungsdimensionen und Verhaltensbeschreibungen, die auf eine breite Palette von Tätigkeitsfeldern abzielen. Diese Checkliste wurde in den Talent Index© integriert und enthält etwa 300 präzise Verhaltensbeschreibungen, die in 15 verschiedenen Dimensionen gegliedert sind. Insgesamt basiert er auf der Performance Dimension Checklist (PDC), die in mehreren Schritten von Amie Lynn Hedley entwickelt wurde.
Dies stellt die wissenschaftliche Grundlage für die Kompetenzmodelle dar. Der Talent Index© bietet die Möglichkeit, neutrales Feedback auch in der Talent-Förderung zu geben, wo objektive Beurteilungsverfahren oftmals fehlen und die Einschätzung der Arbeitsleistung wissenschaftlich und objektiv unterstützt werden soll.
Durch die Software effecteev® kann auf der Grundlage individualisierter Jobprofile Feedback direkt in Personalgesprächen eingeholt und die Feedback-Kultur in Unternehmen verbessert werden.
Die Kompetenzprofile für die REGIO-Jobfamilien haben den Talent Index© als wissenschaftliche Grundlage.
Ann-Kathrin Fechner erläuterte am Beispiel der REGIO-Jobfamilie Produktion, dass die individuellen Wünsche bei der Entwicklung der Kompetenzmodelle umgesetzt werden konnten. Um fachliche Kompetenzen ergänzt, werden fachliche und überfachliche Kriterien zusammen abgefragt. In der Entwicklung der einzelnen Modelle haben Einzel-Interviews mit Personal- und Produktionsverantwortlichen sehr geholfen, einen umfassenden Blick zu bekommen, welche Kompetenzen jeweils für das entsprechende Kompetenzmodell relevant sind. Für die REGIO-Jobfamilie Produktion sind die Kompetenzmodelle erstellt. In der verbleibenden Projektlaufzeit steht die Entwicklung von Kompetenzmodellen für die REGIO-Jobfamilien Vertrieb/Marketing, Logistik und Nachhaltigkeit auf dem Plan.
5 Fragen an… Fabian Heim
Menschen, die im Online-Format relevante Themen aus dem Projekt-Universum betrachten. Denn persönlich ist immer besser.
Wann hatten Sie Ihre letzte berufliche Weiterbildung und zu welchem Thema?
Fabian Heim: Ich habe dieses Jahr gleich zwei Weiterbildungen abgeschlossen, die für meinen Berufsalltag sehr wertvoll sind. Die von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zertifizierte Ausbildung zum Coaching in der Arbeitswelt hat mir geholfen, meine Fähigkeiten in der Gesprächsführung sowie der ressourcenorientierten Beratung von Teams und Führungskräften weiterzuentwickeln.
In der Weiterbildung zum „Certified OKR Master Advanced“ habe ich mein Verständnis für Objectives and Key Results (OKR) weiter vertieft. Das Framework OKR erlaubt es uns, Strategiearbeit im agilen Kontext erfolgreich zu meistern. Teams bestimmen ihren Beitrag zu einem längerfristigen und ansprechenden Ziel und arbeiten fokussiert und konsequent an dessen Umsetzung.
Woran arbeiten Sie in Ihrem beruflichen Umfeld und wie könnte dies zu unserem Projekt passen?
Fabian Heim: In meiner Rolle als Consultant bei der arbeitspsychologischen Unternehmensberatung BlackBox/Open liegt mein Fokus darauf, Veränderungsprozesse in Organisationen zu begleiten und in der Beratung auf die Bedürfnisse jedes Kunden individuell einzugehen. Unsere Mission ist es dafür zu sorgen, dass Menschen in Organisationen ihre Potenziale heben, mit Freude lernen, positiv zusammenarbeiten und gemeinschaftlich zukunftsfähige Strategien entwickeln und umsetzen. In der Zusammenarbeit mit Individuen und Teams nutzen wir die aktuellen und am besten erforschten Erkenntnisse aus der Arbeits- und Organisationspsychologie sowie evidenzbasierte und in der Praxis bewährte agile Methoden und Frameworks wie OKR, Scrum oder ProMES. Mit tiefgreifender Erfahrung in der Transformation von Organisationen leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit von Menschen, zum Erfolg von Unternehmen und zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.
Wir arbeiten an einem Weiterbildungsverbund für unsere Region. Was spielt dabei für Sie eine besonders wichtige Rolle?
Fabian Heim: Ein Weiterbildungsverbund übernimmt die verantwortungsvolle Aufgabe, im engen Austausch mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) die aktuellen Herausforderungen in den Unternehmen zu ergründen. Berufliche Weiterbildungen entfalten ihre größte Wirksamkeit, wenn sie den Menschen als zusätzliche Ressource dienen, um ihre individuellen Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Um den vielfältigen Anforderungen von Menschen und Organisationen gerecht zu werden, ist es essenziell, dass ein Weiterbildungsverbund gut vernetzt ist. Dadurch kann er passgenaue fachliche Expertise anbieten, die speziell auf die Bedürfnisse der Einzelnen und der Organisation zugeschnitten ist.
Wo sehen Sie in Zukunft die größte Herausforderung, wenn wir noch digitaler arbeiten?
Fabian Heim: Die digitale Transformation verändert die Art und Weise der Zusammenarbeit in Organisationen grundlegend. Cross-funktionale und standortübergreifende Teams sowie die hohe Verbreitung von Remote-Arbeit führen zu einer stärkeren Virtualisierung des Arbeitslebens. In diesem Zusammenhang finden Meetings auch immer häufiger im virtuellen Kontext statt, wodurch Führungskräfte und Moderatoren vor neue Herausforderungen in Bezug auf die Mitarbeiterführung sowie die Organisation und Moderation virtueller Meetings gestellt werden. Es ist wichtig, dass wir Führungskräften Führungsstile für eine effektive virtuelle Zusammenarbeit vermitteln und Moderatoren Werkzeuge an die Hand geben, um virtuelle Meetings effizient und zielorientiert zu gestalten.
Gibt es Ihrer Meinung nach ein oder zwei ganz wichtige Kompetenzen, die wir unabhängig von digitalen Kenntnissen besitzen sollten?
Fabian Heim: Im Allgemeinen wird unter Agilität die Fähigkeit verstanden, sich schnell, flexibel und proaktiv an Veränderungen anzupassen. Diese Fähigkeit wird in der Psychologie als „Job Crafting“ bezeichnet. Job Crafter passen ihre Arbeitsaufgaben und Arbeitsumgebung eigeninitiativ an, um bestmögliche Arbeitsergebnisse zu erzielen. Sie handeln proaktiv, indem sie Ressourcen (Informationen, Feedback) aufspüren und nutzen, neue Herausforderungen suchen (ausprobieren, innovieren, Kollegen unterstützen) und ihre Arbeitsweisen anpassen (Selbstmanagement in Stresssituationen, Reorganisation der Arbeitsaufgaben). Job Crafting führt zu mehr Innovationsbereitschaft und ist auch noch gesund: In einer Vielzahl internationaler Studien konnte gezeigt werden, dass Personen, die craften, ein höheres psychisches Wohlbefinden aufweisen.