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Certified OKR Facilitator®: Interview mit Moritz Reichert

30. November 2023

Certified OKR Facilitator®: Interview mit Moritz Reichert

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Als Certified OKR Facilitator® die agile Transformation erfolgreich gestalten!

Unsere Arbeitswelt verändert sich so rasant, dass es zu einer Herausforderung werden kann, mit diesen Veränderungen schrittzuhalten. Das Framework OKR schafft einen wirkungsvollen Rahmen, um agiles Arbeiten in diesem Kontext neu zu denken. Als Certified OKR Facilitator® können Führungskräfte OKR-Prozesse in Organisationen selbstverantwortlich und erfolgreich implementieren. Moritz Reichert war intensiv an der Entwicklung der Schulung beteiligt und beantwortet hier die wichtigsten Fragen rund um das Modul:

OKR ist ein Tool zur agilen Umsetzung von Strategieprozessen. Was sind die Besonderheiten der Methode, welche Vorteile bringt OKR als Tool mit sich?

Moritz: „In vielen Unternehmen beobachten wir dasselbe Phänomen: Die tägliche Arbeit wird immer schnelllebiger, verdichteter und komplexer. Langfristige Planung wird immer schwieriger, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. In einem solchen Umfeld wirken Zehn- oder 15-Jahres-Pläne in Form von Hochglanz-Strategiepapieren wie aus einer anderen Zeit. Bei OKR wird der Strategieprozess in drei- bis viermonatige Zyklen heruntergebrochen, welche mit abstrakteren und inspirierenden langfristigen Zielen verknüpft sind. Dadurch bleiben Organisationen flexibel, können nachjustieren, wenn sich die Rahmenbedingungen verändern. Hinzukommt, dass Strategie früher hauptsächlich Management-Aufgabe war – frei nach dem Motto „oben wird gedacht, unten wird gemacht“. Viele Unternehmen stellen fest, dass dieses Vorgehen heute weder sinnvoll noch wirksam ist. Im OKR setzen sich somit nicht nur Führungskräfte strategische Ziele, sondern alle Abteilungen und Teams gleichermaßen. Durch eine transparente Verknüpfung und eine saubere Kommunikation dieser Ziele werden Synergien schnell aufgedeckt, Doppelarbeit vermieden und Beschäftigte ermächtigt.“

Wofür braucht man im Rahmen von OKR überhaupt einen OKR-Facilitator? Was ist im OKR-Prozess die Rolle des OKR-Facilitator und welche Aufgaben hat er?

Moritz: „Ein OKR-Facilitator ist sozusagen der Dirigent des OKR-Prozesses. Als methodischer Experte führt er die Führungskräfte und die Beschäftigten in die Methodik ein, moderiert zentrale OKR-Events und agiert als achtsamer Coach in der Veränderung. Dabei ist diese Rolle durchaus anspruchsvoll, denn ein OKR-Facilitator muss in der Lage sein, komplexe Moderationssituationen zu meistern, Teams durch geschickte Fragen dabei unterstützen, gute Objectives & Key Results zu formulieren und auch mit Widerständen umzugehen. Aus eigener Erfahrung kann ich aber auch sagen: Zu sehen, wie Beschäftigte den eigenen Handlungsspielraum nutzen, ambitionierte Ziele entwickeln und dann das Unternehmen wirklich voranbringen ist durchaus eine erfüllende Tätigkeit!“

Wieso sollte ein OKR-Facilitator extra eine Schulung durchlaufen? Gibt es besondere Fertigkeiten oder besonderes Wissen, das zur Begleitung des OKR-Prozesses nötig ist?

Moritz: „Natürlich könnte man jetzt sagen: Ich lese einige prominente Fachbücher zu diesem Thema und eigne mir die Methodik selbst an. Schließlich ist die OKR-Methodik wie alle agilen Frameworks schlank und einfach zu verstehen. Jedoch ist es weniger das Wissen rund um OKR, welches einen guten von einem weniger guten OKR-Facilitator differenziert. Vielmehr geht es darum, dass ein OKR-Facilitator dieses Wissen durch fortgeschrittene Moderationsfähigkeiten ergänzt und in der Lage ist den Prozess zu steuern. Wie gehe ich denn damit um, wenn eine Führungskraft in einem Planning-Meeting (= Event, bei dem die Objectives & Key Results geplant werden) die Sinnhaftigkeit der Methodik hinterfragt? Wie nehme ich Beschäftige, die sich schwer dabei tun, plötzlich eigene strategische Ziele zu finden, im Prozess mit? Inwiefern bringe ich mich ein, wenn ein Team keine Ziele findet? Derartige Situationen mit einer komplexen Gruppendynamik müssen sauber gelöst werden, damit die Methodik funktioniert und darauf wird intensiv in der OKR-Facilitator Ausbildung eingegangen.“

Was zeichnet die Schulung „Certified OKR Facilitator®“ von BlackBox/Open aus?

Moritz: „Wir glauben fest daran, dass es bei der Einführung einer neuen Methodik weniger um das Tool an sich geht, sondern darum, durch OKR einen Rahmen zu schaffen, in dem Beschäftigte selbstbestimmter, motivierter und sinnhafter arbeiten können. Es geht letztendlich also um psychologische Prozesse, die wir durch eine veränderte Arbeitsweise auslösen und dieses Wissen muss in der Ausbildung thematisiert werden. Bei BlackBox/Open besitzen fast alle Trainer und OKR-Facilitatoren einen arbeitspsychologischen Hintergrund und geben dieses Fachwissen auch an die Teilnehmenden weiter.“

Welches Ausbildungslevel im Certified OKR Facilitator® ist das richtige für mich?

Moritz: „Wir differenzieren bei der Schulung zwischen drei verschiedenen Leveln. Besitzt ein potentieller Teilnehmer noch kein Vorwissen zur Methodik und möchte OKR zunächst einmal im eigenen Team einführen, ist dieser Teilnehmer in der „Blue Belt“-Ausbildung richtig. Besitzt eine Teilnehmerin jedoch schon Vorwissen, kennt die Grundzüge der Methodik und hat bereits einige OKR-Events moderiert, so ist die „Red Belt“-Ausbildung sinnvoller. Möchte ich als Teilnehmer organisationsweite OKR-Rollouts begleiten und Großgruppen effektiv managen, so würde ich eher zur „Black Belt“-Ausbildung raten.“

Vielen Dank an Moritz für die Beantwortung der Fragen! Weitere Infos zum Certified OKR Facilitator® findet ihr auf der entsprechenden Produktseite. Ansonsten freut sich Moritz natürlich auch über Fragen per Mail!

Lego® Serious Play® – Ein bisschen Spiel, ein bisschen Neuroanatomie und ein ganz eigener Zauber

21. August 2023

Lego® Serious Play® – Ein bisschen Spiel, ein bisschen Neuroanatomie und ein ganz eigener Zauber

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Kurz vor 9 Uhr trudeln die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer allesamt in den Workshopraum ein und staunen erst einmal nicht schlecht. Bunte Lego-Steine liegen auf Tischen im ganzen Raum verteilt. Während die einen auf die Tische zulaufen und begeistert anfangen Steine zusammenzusetzen, heben andere eher skeptisch die Augenbrauen. Die Frage, die sie umtreibt, steht ihnen klar ins Gesicht geschrieben: „Warum sollen erwachsene Menschen bei einem Strategie-Workshop mit bunten Steinchen spielen, wo doch richtige Themen bearbeitet werden müssen?“ Ich lese den Gedanken richtig und gebe den Workshop-Teilnehmern erst einmal Produktinformation. Ein kleiner Beipackzettel zu einer ungewöhnlichen Methode hat schon oft Wunder bewirkt.

Was also ist dieses „Lego Serious Play“ genau?  

Lego Serious® Play® ist eine Methode, die 2002 von Lego® und dem International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne herausgegeben wurde. Während bei Lego® das Patent für ihr Stecksystem ausgelaufen ist und sie auf eine wirtschaftliche Krise zusteuerten, suchte das IMD nach neuen Möglichkeiten Ideen für Organisationsentwicklungs- und Strategie-Projekte umzusetzen. Und weil sich eben findet, was sich wirklich sucht, fanden auch diese beiden Organisationen sich und gestalteten zusammen etwas Neues und Kreatives: Unternehmensstrategieentwicklung mit Kinderspielzeug. Das funktioniert wie folgt: Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bekommen ein fixes Set mit Lego® Steinen und bauen sich im wahrsten Sinne des Wortes ihr perfektes Unternehmen. Sie nutzen die Steine, um ihre Wünsche, ihre Werte und ihre Leitideen auszudrücken und darüber zu sprechen.

„Wie soll das denn bitte gehen?“, fragt eine Dame und schiebt nervös ihre Brille etwas höher auf die Nase. Anscheinend befürchtet sie, den Anforderungen des Tages nicht gerecht werden zu können. Auch bei anderen Teilnehmern macht sich Unruhe breit. Ich lächle der Dame aufmunternd zu und erkläre der Gruppe, dass Lego® Serious Play ja ein angeleiteter Prozess ist, der über kleine Übungen zum Tagesziel hinführt. „We’re getting there!“, beruhige ich die Dame mit einem Augenzwinkern. Die Dame nimmt einen Stein und dreht ihn nervös zwischen den Fingern. Sehr gut! So muss es sein! Einfach mal fühlen.

Lego als Türöffner zum Unbewussten

Lego® SeriousPlay klingt vielleicht erst mal nach verrückter Hippie-Idee, lässt sich aber wissenschaftlich mit der Neuroanatomie des Menschen erklären. Wenn Menschen über Ideen und Wünsche sprechen, aktivieren sie hauptsächlich die Hirnareale, die auf Sprache spezialisiert sind. Hände sind allerdings noch mit einem viel größeren Areal der Hirnrinde verbunden und wenn Menschen Lego-Steine anfassen, in den Fingern kreisen lassen, ineinanderstecken und wieder auseinanderziehen, werden zusätzlich ganz andere Hirnvernetzungen aktiviert. Diese Netze führen bis hinunter ins Emotionszentrum des Gehirns, wo menschliche Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse gespeichert werden. Hier verbirgt sich das berühmte Unbewusste, welches menschliches Verhalten steuert, ohne dass man darüber nachdenkt. Das Unbewusste leitet die menschliche Logik und nicht (wie sich viele wünschen) andersrum. Es ergibt also Sinn, das Unbewusstsein und seine Gefühle, Ideen und Bedürfnisse mit auf den Tisch zu bringen — in diesem Fall sehr wortwörtlich in Form von Lego®-Figuren. Das Bauen mit Lego® Steinen erlaubt, das Unbewusstsein bewusst zu aktivieren und es gestalten zu lassen. Plötzlich werden Mauern gebaut, weil man sich ausgeschlossen fühlt, rote Steine rausgepickt, weil Wut oder Leidenschaft hochkommt und Türme miteinander verbunden, weil man sich nach mehr Austausch sehnt.

Ein Workshop-Tag mit gutem Ende

Auch dieses Mal stehen (nach ein paar Vorübungen) elf aufwändige Modelle auf den Tischen. „Wow, die sind ja richtig toll geworden!“, begeistert sich meine Projektassistentin. Ich gehe zu der Dame mit der nervösen Brille und bitte sie, mir ihr Modell zu erklären. Die Verwandlung ist beeindruckend: Die nervöse Dame von vor zwei Stunden richtet sich auf und es sprudelt nur so aus ihr heraus, was sie da zusammengebaut hat, was diese Metaphern für sie bedeuten, was sie sich für die Zukunft davon ableiten kann. Nach fünf Minuten muss ich sie etwas einbremsen und lade die Runde zu Fragen zum Modell ein, während ich wild alle ihre Interpretationen mitschreibe. „Daraus lässt sich doch eine Unternehmensstrategie ableiten“, denke ich noch, als die Gruppe für die Teilnehmerin applaudiert. Denn der Workshop-Tag ist noch nicht gelaufen. Das Unbewusste liegt jetzt auf dem Tisch — jetzt müssen wir bewusst damit weiterarbeiten. Aber bei dieser Gruppe wird das auch wunderbar funktionieren.

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