Case Study
thysenkrupp plastics (TKP) ist europaweiter Marktführer in der Herstellung von Kunststoffprodukten für die Industrie-, Bau-, und Werbebranche. Als Großhändler bietet das Unternehmen ein breitgefächertes Angebot an Kunststoff-Halbzeugen für die Marktsegmente Hochbau, Visuelle Kommunikation, Rohrleitungssysteme sowie Technische Kunststoffe an.
Begeisterung und Offenheit für neue digitale Tools in der Belegschaft zu entfachen ist oft ein komplexes Unterfangen. So stand auch thyssenkrupp plastics 2021 vor der Herausforderung, das neu eingeführte CRM-System im Vertrieb zu verankern und einen hohen Nutzungsgrad des Tools in der Mannschaft zu erreichen. Erste durch BlackBox/Open begleitete Lego Serious Play®-Workshops mit Niederlassungsleitern aus ganz Deutschland sollten dazu beitragen, eine gewisse Technologieoffenheit zu erzeugen und die Stimmungslage gegenüber CRM im Vertriebsalltag zu verbessern. Nachdem die Auseinandersetzung mit CRM erfolgreich stattgefunden hatte, stand jedoch die Frage im Raum, wie die Implementierung im Alltag gelingen kann. Das Beraterteam von BlackBox/Open erhielt schließlich den Auftrag, die Nutzung von CRM mittels des agilen Strategieframework Objectives & Key Results (OKR) voranzutreiben.
Das OKR-Framework dient allen Beschäftigten bis zum heutigen Tage als wertvolle Unterstützung, sich auf die wesentlichen Projekte und Vorhaben zu fokussieren, die thyssenkrupp plastics wirklich weiterbringen. Im Verlauf der drei durch BlackBox/Open begleiteten OKR-Zyklen in 2023 wurde der Fokus dabei Stück für Stück auch auf andere strategisch wichtige Themen ausgeweitet, um die Hebelwirkung von OKR weiter zu verstärken. Ein emotionales und inspirierendes Vision & Purpose Statement fungiert dabei als Konstante in der sich stark verändernden Arbeitswelt und bietet allen Beschäftigten der Business Unit Orientierung. Die Begleitung der Niederlassungsleiter wurde im Herbst 2023 erfolgreich an interne OKR-Facilitatoren übergeben.
Nicolas Neuwirth, Geschäftsführer
In einer immer dynamischeren Arbeitswelt ist es sinnvoll, Strategiearbeit in kürzeren Zeithorizonten wie dreimonatigen Zyklen zu denken. Ziele und Messgrößen können so bei Bedarf schnell nachjustiert werden. Im OKR-Prozess werden dabei am Unternehmensleitbild entlang quartalsweise qualitative Ziele (Objectives) festgelegt und anhand valider Erfolgskriterien quantitativ messbar gemacht (Key Results). Aus diesen organisationalen Zielen ergeben sich Handlungsschritte für einzelne Teams und Beschäftigte. Die Verfolgung von Zielen wird durch engmaschige Koordination in wöchentlichen Regelmeetings sichergestellt. Strategisch hochrelevante Themen gehen damit nicht im hektischen Alltagsgeschäft unter.
Die Basis für die Einführung des OKR-Frameworks stellt für uns eine solide inhaltliche Vermittlung der Bestandteile des Frameworks und dessen psychologische Prozesse dar. Um es den Niederlassungsleitern so einfach wie möglich zu machen, die Methode in ihren Arbeitsalltag zu integrieren, nutzten wir flexibel bearbeitbare webbasierte E-Learnings. Ergänzt wurden diese von synchronen Impulsen, etwa zum Thema Goal Setting. Unserer Erfahrung (und auch der Evidenz aus der Trainingsforschung) nach ist es genau diese Mischung von Formaten individuellen und gemeinsamen Lernens, die einen optimalen Wissenserwerb fördert.
Im Anschluss wurde ein halbtägiger OKR-Workshop gemeinsam mit der TKP-Geschäftsleitung gestaltet. Hier wurden wichtige Schritte in der Planung und Strukturierung der OKR-Implementierung abgestimmt und mit Vision & Purpose Statement und dem sog. MOAL-Picture (Jahreszielbild) die Basis für die Verankerung im Unternehmensleitbild geschaffen. Bereits hier wurde deutlich, dass der Fokus von OKR über die Anwendung von CRM hinausgehen sollte, damit andere, ebenso wichtige Themen berücksichtigt werden konnten. Insofern entschied sich die Geschäftsführung dazu, ein umfängliches Zielbild für thyssenkrupp plastics zu entwickeln, welches der Organisation in den kommenden Jahren Orientierung bieten kann.
Außerdem wurde ein erster Entwurf für mögliche Objectives und Key Results der Geschäftsleitung entwickelt. Die Ergebnisse des Plannings wurden den Niederlassungsleitern vorgestellt und diskutiert. Im nächsten Schritt hatten diese die Gelegenheit, Feedback zu geben und auch kritische Fragen zu äußern, wobei die Resonanz sehr positiv war. Dieser Punkt ist im Prozess der OKR-Implementierung besonders wichtig, um ein gemeinsames Verständnis für die geplante Zukunft der Geschäftseinheit zu entwickeln.
Im Rollout wurde die OKR-Methode zunächst so strukturiert, dass Niederlassungsleiter mit ähnlichen strategischen Zielen in Fokusgruppen á 3-5 Personen Objectives und Key Results entwickelten. So schufen wir zunächst ein gemeinsames Verständnis für die Methode und etablierten mithilfe wöchentlicher Check-Ins einen regelmäßigen Austausch zwischen den Niederlassungsleitern. Um die umgesetzten Maßnahmen zu evaluieren und den Zielfortschritt zu bewerten wurden regelmäßig Review-/Retromeetings und Plannings veranstaltet.
Im Verlauf des Roll-outs wurde die Zusammensetzung der Gruppen kontinuierlich angepasst und überprüft. So wurde vor allem die Entwicklung der Objectives nach einigen Zyklen gemeinsam mit allen Niederlassungsleitern durchgeführt, um den Fokus auf die relevanten Ziele stärker zu straffen. Die Ableitung der Key Results erfolgte dann erneut in thematisch zusammengesetzten Fokusgruppen. Mit dieser Vorgehensweise schufen wir an vielen Stellen einen sehr unorthodoxen OKR-Prozess, mit dem wir uns in einigen Punkten bewusst vom lehrbuchmäßigen Ablauf der Methodik entfernten. Gleichzeitig wurde so aber auch der Vorteil des iterativen Vorgehens deutlich, der es uns erlaubte, die Methodik flexibler zu interpretieren und anzuwenden.
Mit der Zeit wurden die Niederlassungsleiter in der Strategieplanung mithilfe von OKR immer sicherer, sodass das Projekt nach etwa einjähriger Begleitung in die Hände des Unternehmens zurückgegeben und somit von unserer Seite erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Auch aufgrund der Ausbildung unternehmensinterner OKR-Facilitatoren läuft der Prozess im Hause TKP nach wie vor unter interner Steuerung sehr erfolgreich.